Stille Post

Mit Sicherheit haben es alle von uns als Kind oft gespielt: Wir flüstern unserer nächststehenden Person einen Satz ins Ohr, und diese sagt ihn weiter, und zum Schluss lachen alle herzlich, weil etwas ganz anderes dabei herauskommt, als wir am Anfang gesagt haben. In der Politik kommt leider auch oft eine Stille Post vor, aber das ist dann nicht so lustig wie in unserer Jugend.

Kann man mit Menschen, die unsere Sprache gerade erst lernen, auch Stille Post spielen?

Klar kann man. Es ist lustig, und wir haben auch schon mehrere Varianten ausprobiert. Im Vertrauen: Ich finde ja, dass Lernen vor allem Spass machen soll, auch wenn ich in meiner Schulzeit großteils andere Erfahrungen gemacht habe. Was tun wir aber, wenn wir gerade vier, seit letzter Woche fünf arabische Frauen beim Lernen des deutschen Alphabets unterstützen und ihnen Worte und Begriffe erklären sollen, die wir mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal mit unseren Eltern besprochen haben? Guter Rat ist teuer, weil alle Versuche, weibliche Unterstützung, zumindest für eine Übungsstunde, zu finden, bislang gescheitert sind.

Dabei ist guter Rat ganz nah. Ich gehe gestern am Abend nach Hause und treffe zufällig Magdalena. Magdalena, sie unterrichtet jeden Tag – da werde ich ganz klein vor Hochachtung! – und kennt auch einige der Frauen, die bei mir in der Lernbegleitungsstunde sind. Und schon war eine Idee auf der Welt: ich schreibe die Worte auf, gebe die Nachricht Mouna oder Haiffa für Magdalena mit, und Magdalena lernt diese „heiklen“ Worte dann mit ihnen. Umgekehrt schickt mir Magdalena über Mouna und Haiffa eine Nachricht, was sie mit ihnen besprochen hat.

So einfach …

… kann Stille Post sein, und so gut fallen einem Ideen zu, wenn man zu zweit ist und die kleinen grauen Zellen auf Trab kommen, weil wir etwas Vernünftiges und Sinnvolles tun.

PS: Habe ich schon gesagt, dass ich ganz klein bin? Ja? Stimmt nicht. Ich bin ganz klein mit Hut, weil Magdalena sicher mehr Jahre erlebt hat als ich und mein Großohrkater zusammen.